An der 127. Generalversammlung der Rhätischen Bahn (RhB) vom 5. Juni 2015 im GKB Auditorium in Chur präsentierten Verwaltungsratspräsident Stefan Engler und Finanzchef Martin Gredig ein ausgeglichenes Ergebnis für das Jahr 2014. Die Investitionen waren mit 205 Millionen Franken um 7 Prozent höher als im Vorjahr. Christian Florin, Leiter Infrastruktur und stellvertretender Direktor der RhB, informierte über den Stand des Grossprojektes «Neubau Albulatunnel» sowie die wichtigsten weiteren aktuellen Projekte. Im Hinblick auf die schwierige Situation im Tourismus ist auch die RhB gefordert. Stefan Engler verwies in seiner Eröffnungsrede auf die verbindende Funktion, welche die RhB innerhalb Graubündens für die einzelnen Regionen und Leistungsträger hat und rief dazu auf, gemeinsam Lösungen zu finden.
Im Personenverkehr ist die RhB weiterhin gut unterwegs
Foto: Marcel Manhart
Die RhB erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2014 ein ausgeglichenes Ergebnis. Im Jahr ihres 125-jährigen Bestehens durfte sich die RhB über eine Zunahme des Personenverkehrs um 2,7 Prozent freuen. Die Anzahl Passagiere und die Erträge übertrafen die Ergebnisse aus dem Vorjahr. Der Güterverkehr fuhr 1,6 Millionen Franken Verlust ein und befindet sich weiterhin in einer finanziell schwierigen Situation. Mit 205 Millionen Franken gegenüber 185 Millionen Franken im Vorjahr war die Investitionstätigkeit im Geschäftsjahr 2014 deutlich höher. Vor allem der Start des Neubaus Albulatunnel leistete einen substantiellen Beitrag an das hohe Investitionsvolumen.
Die RhB als verbindendes Element des Bündner Tourismus
Die Aufhebung der Euro-Untergrenze hat auch für die RhB weitreichende Folgen: Rund 35 Prozent der Erträge des Personenverkehrs stammen aus dem EU-Raum. Stefan Engler gab vor der Versammlung denn auch die Devise bekannt, im laufenden Jahr gehe es darum, die Verkehrserträge zu halten und die Euro-Auswirkungen möglichst gut abzudämpfen. Als erste Massnahme bietet die RhB bereits seit Februar ihren Schlüsselkunden für Gruppenreisen aus dem EU-Raum Fixpreise in Euro an, um ihnen kalkulatorische Sicherheit zu geben. Weiter wurden absatzfördernde Massnahmen umgesetzt, wie z.B. die Frühlingsaktion «Krokus», Leserreisen oder Aktionen auf online-Verkaufsplattformen. Engler betonte zudem, dass sich die RhB ihrer gesamtwirtschaftlichen Verantwortung in Graubünden bewusst ist und diese auch wahrnimmt. Er forderte die Leistungsträger auf, gemeinsam und mittels gezielten Kooperationen Graubünden national und international als attraktive Ferienregion zu erhalten.
Generationenprojekt «Neubau Albulatunnel»
Zwischen Preda und Spinas entsteht mit dem Neubau des Albulatunnels ein neues Jahrhundertbauwerk. Anfangs des 20. Jahrhunderts als Kernstück der Albulalinie erbaut, stellt der Tunnel eine wichtige Verbindung ins Oberengadin dar. Ziel ist es, den Bahnbetrieb im neuen Tunnel ab 2021 aufzunehmen und anschliessend den bestehenden Tunnel bis 2022 für seine zukünftige Funktion als Sicherheitstunnel umzubauen. Die Gesamtkosten des Projektes belaufen sich auf rund 345 Millionen Franken.
Die Vorbereitungsarbeiten laufen auf Hochtouren
Beim Nordportal in Preda wird derzeit das Baustellendorf installiert. Dafür transportierte der Güterverkehr der RhB insgesamt über 100 Container von Landquart nach Preda. So entstehen das Baustellenbüro, die Werkstatt sowie das Arbeiterdorf, in welchem ab September 2015 rund 80 Arbeiter – hauptsächlich Mineure, Mechaniker, Elektriker, Baustellenkader und Ingenieure – leben werden. Bevor im Herbst 2015 der Anschlag des neuen Albulatunnels erfolgen kann, sind umfangreiche Vorbereitungsarbeiten nötig, wie z.B. der Voreinschnitt bis zum harten Fels für den Vortrieb des neuen Tunnels, die Ertüchtigung und Sicherung der Naturstein-Tunnelverkleidung im bestehenden Tunnel sowie die Erweiterung der Kaverne bei Tunnelmeter 1 300, zur Vorbereitung für die Durchörterung der geologischen Störzone «Rauwacke».
Allerlei Spannendes rund um den Bau, den Berg, die Region und die RhB
Das Projekt «Neubau Albulatunnel» und dessen Umsetzung werden beim Nordportal in Preda in einer speziell dafür errichteten «Infoarena» dokumentiert. Diese besteht aus mehreren Bereichen: Die markante rote, 165 Meter lange Baustellenwand vermittelt Wissenswertes zu Geologie, Tunnelbautechnik, Logistik oder dem Bauen im UNESCO-Welterbe-Perimenter und enthält auch spielerische Elemente für Jung und Alt. Im Infopavillon warten vertiefte und audiovisuelle Informationen auf die Besucher. Weiter werden Baustellenführungen angeboten. Die Eröffnung der «Infoarena» erfolgt voraussichtlich Ende Juni.
Die RhB investiert in ihre Zu(g)kunft
Neben dem Projekt «Neubau Albulatunnel» stehen zurzeit zahlreiche andere wichtige Projekte in der Umsetzungsphase. Dies sind insbesondere die neuen Bahnhöfe in Küblis und St. Moritz, aber auch eine neue Bauweise für Tunnelinstandsetzungen unter Betrieb oder der Ersatz des Zugsicherungssystems. Daneben ist ein wichtiger Fokus auch auf die Beschaffung von neuem und kundenfreundlichem Rollmaterial gelegt: Mit der Beschaffung von den neuen Albula-Gliederzügen und den «Retica 30»-Triebzügen können altgediente Personenwagen ersetzt werden.
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