Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gestarteten Modernisierungsprogramms werden in Deutschland in den kommenden Jahren 108 kleine Bahnstationen bundesweit barrierefrei umgerüstet. Ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, können Menschen mit einer Behinderung zukünftig somit auch an vielen kleinen Bahnstationen in Deutschland barrierefrei in Züge ein- und aussteigen. Aber nicht nur für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind oder deren Sehfähigkeit stark eingeschränkt ist, wird die Fahrt mit der Bahn wesentlich einfacher. Auch der Alltag von Senioren, Fahrradfahrern und Eltern mit Kinderwagen soll nun unkomplizierter werden.
Auch Werneuchen ist im Modernisierungsprogramm vorgesehen Foto: Marcel Manhart
Gerade die kleinen Bahnstationen sorgen mit ihrem Nahverkehrsangebot für die notwendige Mobilität für die Menschen in ländlichen Regionen.
Vom Modernisierungsprogramm des Bundesministers profitieren Stationen mit weniger als 1000 Ein- und Aussteigern pro Tag. Im Fokus stehen die barrierefreie Wegeleitung und Kundeninformationsanlagen, stufenfreie Bahnsteigzugänge und eine optimierte Bahnsteighöhe. Im Einzugsgebiet der jeweiligen Verkehrsstation liegen Einrichtungen, die einen Bedarfsschwerpunkt darstellen: im Bayerischen Bernried beispielsweise werden mit Investitionen von 1,5 Millionen Euro für den Bahnhof die Anbindung der Rehabilitationsklinik Höhenried verbessert. In Saulgrub werden mit Investitionen von rund 600.000 Euro in den Bahnhof die Erreichbarkeit des Aura-Hotels für Menschen mit Sehbehinderung verbessert.
Die Allianz pro Schiene begrüsst den Start des Modernisierungsprogramms von Bundesverkehrsminister Dobrindt für den barrierefreien Ausbau der kleinen Bahnstationen. Insgesamt werden 160 Millionen Euro bis 2020 in die Umbaumassnahmen investiert, wobei der Bund die Hälfte der Kosten trägt.
Barrierefreie Bahnstationen: Viele Bewerbungen eingegangen
235 Bahnstationen wurden für das Programm vorgeschlagen, 108 haben nun den Zuschuss erhalten und werden barrierefrei umgebaut. „Der große Zulauf zeigt: Dieses Projekt war dringend nötig. Rund 65 Prozent aller Personenbahnhöfe in Deutschland sind sogenannte „Kleinbahnhöfe“. Das sind alles wichtige Verkehrspunkte, vor allem in ländlichen Regionen, wo die Bahn das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs ist“, sagt Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene heute Donnerstag in Berlin.
Was nun fehlt ist ein klares Bekenntnis des Ministeriums, auch über das Jahr 2020 hinaus den barrierefreien Umbau von Bahnhöfen finanziell zu unterstützen. Dirk Flege: „Bei dieser einmaligen Förderung darf es nicht bleiben. Ein barriefreier Zugang zur Bahn ist die Voraussetzung dafür, dass das öffentliche Verkehrsmittel Bahn wirklich von jedermann genutzt werden kann. Viele Menschen sind auf die Bahn angewiesen, weil sie selbst kein Autofahren können oder wollen. Auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung sollte Deutschland jetzt vorsorgen.“
Diese Bahnstationen werden barrierefrei umgebaut:
Quelle: Deutsche Bahn AG
Hintergrund: Modernisierungsprogramm für Bahnstationen
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat Ende Juli 2015 ein Modernisierungsprogramm für Bahnstationen im ländlichen Raum gestartet. Dabei stellt der Bund 80 Millionen Euro zur Verfügung, um kleine Bahnstationen mit weniger als 1.000 Ein- und Aussteigern pro Tag, barrierefrei umzubauen. Vorschläge, welche Stationen die Förderung erhalten sollen, wurden von den Bundesländern gemacht. Auch der Deutsche Behindertenrat war bei der Auswahl der Projekte eingebunden. Insgesamt werden jeweils die Hälfte der Kosten der Umbaumaßnahmen durch den Bund gefördert, die andere Hälfte muss von den Kommunen getragen werden.
Nach Angaben der Deutschen Bahn AG (2015) gibt es in Deutschland rund 5.400 Bahnhöfe, die von der DB Station & Service AG betrieben werden. Davon haben rund 3.500 (65 Prozent) Bahnstationen eine tägliche Frequenz von unter 1.000 Fahrgästen. Die größte Anzahl dieser „Kleinbahnhöfe“ befinden sich in Bayern (594 Stationen). Baden-Württemberg (394), Nordrhein-Westfalen (332), Sachsen (327) und Rheinland-Pfalz (318) belegen die Plätze zwei bis fünf.
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