Der Caterer Do & Co macht seine Drohungen wahr und löst den Vertrag seiner Tochter "Henry am Zug" mit der ÖBB auf. trend hatte schon Mitte März die Bemühung von Do & Co Chef Attila Dogudan aufgedeckt, aus dem Vertrag aussteigen zu wollen. Warum der Caterer sich aus dem Geschäft zurückzieht und was ihn regelrecht in die Flucht getrieben haben dürfte.
Attila Dogudan CEO DO & CO (links) und ÖBB-Chef Christian Kern Foto: Marcel Manhart
Wie der trend in seiner vorletzten Ausgabe (Nr. 11) berichtete, ließ Do & Co-Gründer Attila Dogudan, nach Klagen des Arbeitsinspektors, den Abschied aus dem ÖBB-Catering prüfen. Nun hat der Caterer sein Vorhaben umgesetzt: Er hat den Vertrag seiner Tochter "Henry am Zug" mit der ÖBB-Personenverkehr AG " aufgelöst. Eigentlich wäre der Cateringvertrag zwischen ÖBB und "Henry am Zug" bis Anfang 2017 befristet gewesen. Doch so lange wollte Dogudan nicht mehr warten.
Dogudan hat von der Politik die Nase voll
Denn der Gourmet-Unternehmer hat die Nase voll - auch von der Politik. Dogudan: "Unter diesen Rahmenbedingungen ist es nicht möglich, weiterzumachen. Wenn normales Arbeiten illegal ist, dann muss man es halt bleiben lassen."
Arbeitsinspektorat fordert 1,3 Millionen Euro an Strafen
Der Rückzug, der einige Wellen schlagen dürfte, ist eine Reaktion auf die Klagen, die das Arbeitsinspektorat gegen Do & Co eingebracht hat. Henry am Zug, eine Tochterfirma des Konzerns, besorgt seit April 2012 das Catering für die ÖBB und wurde wegen Verstößen gegen das Arbeitszeitgesetz belangt. Der Arbeitsinspektor verlangt Verwaltungsstrafen in Höhe von 1,3 Millionen Euro. "Diese Strafe potenziert sich noch, wenn weitere angebliche Verstöße festgestellt werden. Das kann und will ich unternehmerisch nicht verantworten", ärgert sich Dogudan.
Lehrbeispiel für abenteuerlichen Wildwuchs der Bürokratie
Die Vorgeschichte ist ein Lehrbeispiel für den abenteuerlichen Wildwuchs der österreichischen Bürokratie. Der Vorgänger von Henry am Zug, das Unternehmen e-express, hatte einen Kollektivvertrag, den die Gewerkschaft nach dem Wechsel des Caterers aufkündigte - wobei die vida sagt, er sei ausgelaufen, weil er nur für diesen Einzelfall gegolten habe. Do & Co schloss daraufhin eine Betriebsvereinbarung ab. Sowohl nach dem früheren KV als auch nach der Betriebsvereinbarung wäre die Arbeitsorganisation von Henry am Zug völlig legitim. Weil der KV aber nicht mehr gilt und der Arbeitsinspektor die Betriebsvereinbarung -obwohl sie von der Gewerkschaft mitunterschrieben wurde! - nicht anerkennt, liegen eben Verstöße gegen die tägliche Höchstarbeitszeit von zehn Stunden vor.
Von Do & Co wurde ein neuer Kollektivvertrag verlangt, den aber ein Unternehmen bekanntlich nicht abschließen kann, sondern nur die Wirtschaftskammer mit der Gewerkschaft. Beide Seiten scheinen es jedoch nicht besonders eilig gehabt zu haben. Wobei sich Do &Co auch noch den Vorwurf gefallen lassen musste, zu wenig Druck auf die Kammer gemacht zu haben.
Für Dogudan eine ziemlich ausweglose Situation, "weil es niemand der Mühe wert findet, Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen man einen Zug bewirtschaften kann". Den Vorwurf der Behörde, dass sich "Henry am Zug durch die Nichteinhaltung des Arbeitsrechts beträchtliche Kosten ersparen kann", bestreitet er, weil er Überstunden samt Zuschlägen zahle. Und er könne auch weder Listen führen, wann genau ein Mitarbeiter, der im Railjet von Wien nach München fährt, seine Ruhezeit konsumiert, noch könne er vorschreiben, wo genau der Mitarbeiter im Zug zu ruhen hat. Das sei nämlich Sache der ÖBB.
Wollten Gewerkschaft und Teile der ÖBB Do & Co los werden?
Möglicherweise sind die bürokratischen Hürden aber ohnehin nur ein Vorwand. Es mehren sich nämlich die Hinweise, dass die Gewerkschaft und zum Teil auch Gruppen innerhalb der ÖBB den Caterer Do &Co ganz gerne loswürden. Mit Ausnahme von Bahn-Chef Christian Kern hat sich nie jemand für Henry am Zug so richtig starkgemacht. Bei den Arbeitnehmervertretern gilt Do &Co sowieso als Ausbeuter. Auch machtpolitische Rangeleien zwischen ÖBB- Vorstand und Eisenbahnergewerkschaft könnten eine Rolle spielen. Ein Indiz dafür ist, dass kürzlich die Unterlagen zur Neuausschreibung des Caterings bereits ihren Weg zur Geschäftsführung von e-express fanden, bevor Do &Co überhaupt von der Ausschreibung informiert wurde. Auch etliche Aufträge für ÖBB-Kantinen konnte e-express zwischenzeitlich an Land ziehen.
ÖBB-eigenes Sicherheitspersonal überflüssig?
Ein Dorn im Auge ist der Gewerkschaft zudem, dass Mitarbeiter von Henry am Zug aufgrund einer Auflage Sicherheitskurse absolvierten und sich die ÖBB dadurch eigenes Sicherheitspersonal auf den Strecken ersparen. Dogudan meint zu den Vorgängen sarkastisch: "Wenn man uns nicht will, sind wir eh weg. Da braucht sich niemand zu fürchten."
42 Millionen Euro Ersparnis durch Do & Co
Für CEO Kern ist der Abschied von Henry am Zug keine erfreuliche Perspektive. Er sagte öffentlich, die ÖBB würden sich gegenüber der früheren Lösung 42 Millionen Euro ersparen. Er wird aber kaum einen neuen Betreiber finden, der das noch zu diesen Konditionen macht und sich die anfänglich hohen Verluste leisten kann. Für die Bahn wird es künftig also ziemlich sicher teurer.
Do & Co wollte durch die Expansion auf die Schiene den Rückgang im Airline-Catering kompensieren, um so die Arbeitsplätze in Österreich erhalten zu können. Angewiesen ist der Konzern bei 85 Prozent Auslandsumsatz auf dieses Geschäft nicht. Ob ein neuer Lieferant alle 600 Mitarbeiter von Henry am Zug weiterbeschäftigt, wird sich weisen.
"Henry am Zug" erzielte laut FirmenCompass im Geschäftsjahr 2014/15 mit 408 Mitarbeitern einen Umsatz von 20,3 Millionen Euro. Der Gewinn lag bei 161.000 Euro.
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Carry Tubb (Dienstag, 24 Januar 2017 09:27)
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