Einen Tag nach dem Unfall des Zugs der Rhätischen Bahn (RhB) zwischen Tiefencastel und Thusis befinden sich von den elf Verletzten noch neun in Spitalpflege. Auf der Unfallstelle haben unterdessen die Räumungsarbeiten begonnen.
Die Lok Ge 4/4 III 651 wurde in's Depot Landquart überführt Foto: Paolo Della Cà
Von den elf verletzten Fahrgästen befinden sich zurzeit noch neun Personen im Spital. Keine von ihnen wurde lebensgefährlich verletzt. Nach dem Unfall waren sie vor Ort von der Sanität und dem Care Team Grischun betreut worden. Geschäftsleitung, Verwaltungsrat und Mitarbeitende der Rhätischen Bahn wünschen allen Beteiligten gute Genesung. Gleichzeitig geht ein Dank an alle Rettungskräfte, für ihren unermüdlichen Einsatz.
Räumungs- und Bergungsarbeiten in schwierigem Gelände
Bereits gestern Abend konnte die Lok weggeführt werden. Heute Morgen wurde das Erdmaterial von den Schienen geräumt. Als nächstes sollen nun die drei entgleisten Wagen weggeführt resp. geborgen werden. Die beiden Wagen, welche an zweiter und dritter Stelle hinter der Lok angehängt waren, werden mittels Gleiskran angehoben und wieder aufgegleist. Die Bergung des vordersten Wagens, welcher vom Bahntrassee in den Hang gerutscht war, gestaltet sich schwieriger. Hier evaluiert die Abteilung Infrastruktur der Rhätischen Bahn Möglichkeiten. Sobald alle Wagen geborgen sind, kann mit der Instandstellung der Bahntechnik (Gleis/Fahrleitung) begonnen werden. Die Verantwortlichen der Rhätischen Bahn gehen davon aus, dass die Arbeiten bis am Samstag, 16. August 2014 abgeschlossen werden können. Bis dahin bleibt die Strecke Samedan – Chur gesperrt.
«Risikomanagement Naturereignisse» bei der RhB
Als Gebirgsbahn ist die Rhätische Bahn Naturgefahren stärker ausgesetzt als eine Bahn im Flachland. 30 Prozent des Streckennetzes befinden sich über 1 500 m ü.M. Der Ausbaustandard bei den Verbauungen ist bereits heute sehr hoch. Wenn man alle bestehenden Verbauungen (Mauern, Schutznetze, Lawinenrechen etc.) aneinanderreiht, kommt man auf 50 km Schutzwerke, welche grösstenteils weit oberhalb der Linie stehen und gar nicht sichtbar sind. Zusätzlich sind nochmals 42 000 m2 Verbauungen vorhanden (flächige Lawinenanrissverbauungen etc.).
Die Rhätische Bahn verfügt über ein ausgeprägtes Risikomanagement. In Zusammenarbeit mit Spezialisten des Amts für Wald und Naturgefahren Graubünden hat die Rhätische Bahn eine Risikohinweiskarte über das gesamte Streckennetz erarbeitet. Als Basis dienten der Ereigniskataster der Rhätischen Bahn, in welchem seit dem Bahnbau vor 125 Jahren rund 1 000 Naturereignisse dokumentiert wurden, das Schutzbautenkataster der Rhätischen Bahn sowie die Gefahrenkarten des Kantons. Zudem floss die grosse Erfahrung der RhB-Mitarbeitenden in den Regionen ein.
Die Überwachung des Streckennetzes erfolgt einerseits präventiv, indem regelmässige Streckenkontrollen der Streckenwärter sowie regelmässige Kontrollfahrten durch den Bahndienst stattfinden. Bei ausserordentlichen Lagen (z.B. lang anhaltende Regen- oder Schneefälle) werden die Kontrollfahrten und – gänge an bekannten Gefahrenabschnitten intensiviert und Überwachungsmassnahmen eingeleitet. Die Rhätische Bahn steht dabei in engem Kontakt mit den örtlichen Behörden und Fachleuten sowie Organisationen wie Polizei und Feuerwehr. Die Unfallstelle ist weder in den Risikokarten aufgeführt, noch hat sich an dieser Stelle je ein Vorfall mit Naturereignissen zugetragen.
Gepäck zum Teil noch in den Wagen
Beim Verlassen der Unfallstelle, über die Gleise Richtung Tiefencastel, wurden die Fahrgäste aufgefordert, ihr Gepäck im Zug zu lassen. Seit dem Wegführen der Fahrgäste wird der Zug von Securitas-Mitarbeitenden bewacht. Die Gepäckstücke aus den vorderen beiden Wagen (1. Klasse) konnten noch nicht geborgen werden. Das übrige Gepäck befindet sich am Bahnhof Tiefencastel. Betroffene werden gebeten, sich mit dem Railservice der Rhätischen Bahn in Verbindung zu setzen (railservice@rhb.ch, +41 81 288 65 65).
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