Das Bundesamt für Verkehr (BAV), der Kanton Bern und die SBB planen im Wylerfeld ein sogenanntes Entflechtungsbauwerk: Ein Tunnel wird das Kreuzen von Zügen auf verschiedenen Ebenen erlauben. Das Projekt soll das bahnbetriebliche Nadelöhr im Osten von Bern beheben. Es dient dem Fern-, Regional- und Güterverkehr. An einer Medienorientierung im Hinblick auf die Planauflage im Sommer 2014 haben SBB, BAV, Kanton und Stadt Bern sowie die BLS das Projekt vorgestellt.
In Bern Wankdorf heisst es oft warten, bis die Strecke frei ist Foto: Marcel Manhart
Im Osten von Bern laufen die vielbefahrenen Bahnstrecken Olten – Bern, Biel – Bern und Thun/Langnau – Bern zusammen. Fast 900 Züge verkehren hier täglich, teilweise überschneiden sich ihre Fahrwege. Es kommt immer wieder zu Abkreuzungskonflikten (Züge blockieren sich gegenseitig), welche die Kapazität einschränken: Bereits eine geringe Verspätung eines Zuges wirkt sich auf die Fahrzeiten anderer Züge aus. Die Entflechtung Wylerfeld behebt diese Abkreuzungskonflikte.
Schlüsselprojekt für mehr Verbindungen und Pünktlichkeit
Die Entflechtung Wylerfeld unterstützt den Entwicklungsplan «Zukunft Bahnhof Bern». Sie hat eine grosse Bedeutung für den Bahnverkehr der Region Bern und den weiterführenden Fernverkehr und ist
ein Schlüsselprojekt für mehr Verbindungen und Pünktlichkeit: Im S-Bahn-Verkehr ermöglicht sie ab 2022 zur Hauptverkehrszeit zusätzliche Entlastungszüge zwischen Bern und Thun und später den
durchgehenden Viertelstundentakt zwischen Bern und Münsingen. Im Fernverkehr ist sie eine Grundlage, um die touristisch wichtigen Direktverbindungen zwischen Zürich Flughafen bzw. Basel und
Interlaken wieder zu ermöglichen. Sie unterstützt weitere Angebotsausbauten wie den Halbstundentakt Bern – Zofingen – Luzern und den Viertelstundentakt zur Hauptverkehrszeit zwischen Bern und
Zürich. Dem Bahngüterverkehr sichert sie die nötigen Kapazitäten.
Tunnel als «Herzstück»
Das 872 Meter lange Bauwerk beginnt im Westen zwischen den beiden Brücken Scheibenstrasse und Stauffacherstrasse mit einer 290 Meter langen Rampe, geht in einen 300 Meter langen Tunnel über und
endet im Osten mit einer 282 Meter langen Rampe. Der Tunnel unterquert vom Bahnhof Bern her zwischen dem Wylerfeld und der Haltestelle Bern Wankdorf (Südseite) drei Spuren und führt in die
Strecke nach Thun.
Anpassungen an der Haltestelle Wankdorf Süd
Gleichzeitig mit der Entflechtung Wylerfeld wird die Haltestelle Wankdorf (Südseite) zukünftigen Benutzerbedürfnissen angepasst: Es entsteht ein neues Aussenperron und das Mittelperron wird
verbreitert und gemäss den Vorgaben des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG) ausgebaut. Im Zuge der Bauarbeiten werden die beiden Brücken Scheibenstrasse und Stauffacherstrasse nacheinander
abgebrochen und neu gebaut, da die Spannweite wegen dem Platzbedarf der Entflechtung zu gering ist. Die Gestaltung der neuen Brücken erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Bern.
Die Kosten für die Entflechtung Wylerfeld belaufen sich auf voraussichtlich rund 270 Millionen Franken (Preisstand 2010). Sie ist das grösste Teilprojekt des Bahnausbauprogramms «Zukünftige Entwicklung der Bahninfrastruktur» ZEB im Raum Bern. Finanziert wird sie über das ZEB-Programm, den Infrastrukturfonds, einen Beitrag des Kantons Bern und die Leistungsvereinbarung zwischen Bund und SBB.
Das Projekt geht im Sommer 2014 in die Planauflage. Baubeginn ist voraussichtlich Anfang 2016, die Inbetriebnahme soll im Jahr 2022 erfolgen.
Abkreuzungskonflikt in Bern Wylerfeld Skizze: SBB CFF FFS
Öffentliche Planauflage im Sommer
Das Bundesamt für Verkehr führt für die Entflechtung Wylerfeld ein Plangenehmigungsverfahren gemäss Eisenbahngesetz durch. Als Teil dieses Verfahrens werden die Dokumentation und Pläne im Sommer 2014 auf dem Bauinspektorat der Stadt Bern öffentlich aufliegen. Sobald der genaue Termin und Ort der Auflage feststeht, wird dieser auf www.sbb.ch/wylerfeld veröffentlicht werden. Auf dieser Website sind auch zusätzliche Informationen sowie ein Film über das Projekt aufgeschaltet.
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