Die ersten von 25 Doppelstocktriebzügen für den Russischen Bahnbetreiber Aeroexpress sind beim Schweizer Schienenfahrzeugbauer Stadler Rail in der Endmontage. Gemeinsam haben Aeroexpress und Stadler heute im Werk Altenrhein zusammen mit Gästen aus Politik und Wirtschaft den offiziellen Montagestart gefeiert. Die Züge werden ab Mitte 2015 auf den S-Bahn-Linien zwischen dem Moskauer Stadtzentrum und den drei internationalen Flughäfen Sheremetyevo, Vnukovo und Domodedovo eingesetzt. Die ersten drei Züge werden komplett in Altenrhein gebaut. Ab dem vierten Zug erfolgen Wagenkastenbau und Endmontage im neuen Stadler-Werk in Minsk.
Alexey Sorokin, COO Aeroexpress und Peter Spuhler, CEO Stadler Rail Group, feiern in einem künftigen Wagen des Aeroexpress den Montagestart Foto: Marcel Manhart
Im Mai 2013 bestellte Aeroexpress bestellte bei Stadler Stadler Rail 16 vierteilige und 9 sechsteilige Doppelstocktriebzüge, die bis Ende 2016 ausgeliefert werden. Peter Spuhler, Inhaber und CEO der Stadler Rail Group unterstreicht die Bedeutung dieses Auftrages: „Dieser zweite Auftrag aus Russland stellt für uns einen bedeutenden Meilenstein in der Firmengeschichte dar. Unsere Züge geniessen bereits in vielen Ländern in Europa einen sehr guten Ruf. Dank der neuen Züge wird jeder ankommende Flugpassagier, der nicht im berüchtigten Moskauer Stau stehen will, mit unseren Zügen ins Stadtzentrum fahren können. Dies erfüllt uns mit grossem Stolz.“
Strategischer Partner für Aeroexpress
Die Stadler Rail Group ist für Aeroexpress zu einem strategischen Partner geworden, seitdem sie 2013 in Moskau an einer internationalen Ausschreibung teilgenommen und den Zuschlag erhalten hat. Durch die neue Doppelstockflotte erhöht sich die Transportkapazität der Aeroexpress-Züge um 30 bis 40 Prozent.
„Wir hoffen auf die schnelle Zulassung des Rollmaterials in Russland, sodass der kommerzielle Betrieb so rasch wie möglich aufgenommen werden kann. Aeroexpress ist eines der wenigen privaten russischen Eisenbahnunternehmen, die neues Rollmaterial auf eigene Kosten erwerben. Wir haben bei der Konstruktion und beim Engineering eine aktive Rolle übernommen. Während der gesamten Produktionsphase haben wir effektiv mit Stadler zusammengearbeitet“, verkündete Alexey Sorokin, Chief Operating Officer von Aeroexpress, bei einer Pressekonferenz in Altenrhein. „Es sind die Passagiere, die von diesem bemerkenswerten Projekt profitieren werden. Denn die Zahl der Fahrgäste steigt jedes Jahr weiter an, und unsere Studien zeigen, dass wir mit dem aktuellen Fahrbetrieb bereits ab 2015 keinen wirklich hohen Komfort mehr garantieren könnten. Der Einsatz neuer Doppelstockzüge ist daher eine logische Konsequenz, mit der wir nicht nur die Sitzplatzanzahl unserer Züge wesentlich erhöhen, sondern unseren Fahrgästen die Reise noch bequemer machen können.“
Gewaltige Dimensionen
Die Basis für die neuen Züge stellt der bewährte Stadler-KISS dar. Die russischen Masse unterscheiden sich indes deutlich von den bisher produzierten KISS-Fahrzeugen: Die Spurweite beträgt 1‘520 mm (im Vergleich zu 1‘435 mm im westlichen Europa). Während im westlichen Europa die Züge üblicherweise eine Breite von 2‘800 mm haben, sind die neuen Doppelstöcker 3‘400 mm breit. Mit einer Höhe von 5‘240 mm (im Vergleich zu 4‘500 mm im Westen) weisen die Fahrzeuge wesentlich grössere Dimensionen auf.
Die Züge sind ausgelegt auf die speziellen russischen Klimabedingungen von -50 Grad bis +40 Grad und basieren in diesem Bereich auf den für Finnland, Norwegen, Estland und Weissrussland gelieferten FLIRT-Fahrzeugen. Die Züge werden eine Geschwindigkeit von 160 km/h aufweisen und über komfortable und helle Innenräume in zwei Klassen verfügen (Businessund Economie-Klasse). Der Wagenkasten wird in Aluminium-Leichtbauweise erstellt, wodurch die Fahrzeuge im Vergleich zu klassischen Stahl-Wagenkasten wesentlich leichter sind. Die Gewichtsreduktion bedeutet für den Bahnbetreiber markante Energieeinsparungen im täglichen Betrieb.
Als dynamisches russisches Unternehmen ist Aeroexpress durch das Verkehrsministerium der russischen Föderation zugelassen und bietet intermodale und Nahverkehrszugsdienste an. So stellt Aeroexpress den Bahnservice zwischen der Hauptstadt und allen drei grossen Moskauer Flughäfen (Wnukowo, Domodedowo und Scheremetjewo) sowie der Stadt Lobnja. Seit dem 20. Juli 2012 bedienen Züge von Aeroexpress in Wladiwostok die Strecke zwischen dem Hauptbahnhof und dem neuen Flughafen Knewitschi.
Am 22. Mai 2013 nahm Aeroexpress auch in der Stadt Kasan – dem Austragungsort der Sommeruniversiade 2013 – den Betrieb auf. 2013 reisten mehr Passagiere als je zuvor mit Zügen von Aeroexpress: 20,1 Millionen Menschen. Davon wurde 16,8 Millionen Fahrgäste zu den Moskauer Flughäfen und zurück transportiert – das sind 13,2 % mehr als im Jahre 2012. 2013 betrug der Anteil des Unternehmens am Markt für intermodalen Verkehr 23,83 %.
Stadler Rail Group, der Systemanbieter von kundenspezifischen Lösungen im Schienenfahrzeugbau, umfasst Standorte in der Schweiz (Altenrhein, Bussnang, Winterthur und Biel), in Deutschland (Berlin-Pankow, Berlin-Hohenschönhausen, Berlin-Reinickendorf und Velten), Polen, Ungarn, Tschechien, Italien, Österreich, Niederlanden, Weissrussland, Algerien und den USA.
Gruppenweit werden rund 6’000 Mitarbeitende beschäftigt, davon 3’000 an den Schweizer Standorten. Die bekanntesten Fahrzeugfamilien der Stadler Rail Group sind der Gelenktriebwagen GTW (563 verkaufte Züge), der Regio Shuttle RS1 (497 verkaufte Züge), der FLIRT (951 verkaufte Züge) und der Doppelstocktriebzug KISS (171 verkaufte Züge) im Segment der Vollbahnen und die Variobahn (320 verkaufte Fahrzeuge) sowie der Tango (147 verkaufte Fahrzeuge) im Segment der Strassenbahnen. Das Segment des Stadtverkehrs wird durch die Metro ergänzt (2+34 verkaufte Fahrzeuge). Des Weiteren stellt Stadler Meterspurfahrzeuge, Reisezugwagen und Lokomotiven her und ist weltweit der führende Hersteller von Zahnradbahnfahrzeugen.
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