SBB Infrastruktur betreibt ein grosses Bahntelekommunikationssystem, in welchem die Kommunikationsnetze für den Bahnbetrieb zur Verfügung gestellt wird. Ein wichtiger Eckpfeiler in der Innovationsstrategie der SBB ist die digitale Kommunikationsplattform «Global System of Mobile Communication-Rail», kurz GSM-R, welche in Zukunft alle mobilen Sprach- und Datendienste der Zugkommunikation abdecken wird. GSM-R bezeichnet ein digitales Funksystem, welches speziell für die Eisenbahnen entwickelt wurde. Die Frequenzen von GSM-R sind international harmonisiert und ausschliesslich für die Eisenbahn reserviert. GSM-R bedeutet für die Bahn in der Schweiz, aber auch europaweit einen wichtigen Schritt in die Zukunft. Die Bauarbeiten fürs GSM-R Netz laufen und werden voraussichtlich 2015 abgeschlossen.
Der erste Funkmesswagen wurde 1995 in Betrieb genommen. Enstanden ist er aus dem ehemaligen RIC Reisezugwagen Bm 51 85 22-70 026-0 und trägt seit dem Umbau nun die Bezeichnung X mit der Fahrzeugnummer 60 85 99-73 109-8.
Bern Weyermannshaus am 14. Januar 2014 Foto: Marcel Manhart
Im Jahr 2012 wurde das Projekt für einen zweiten Funkmesswagen (Mewa12) geboren und in die Tat umgesetzt. Was ursprünglich ein ganz normaler 2. Klasse Reisezugwagen war ist nun ein mit modernster Messtechnik ausgestatteter Wagen. Der als Einheitswagen IV (EW IV) B 50 85 21-73 199-4 im Jahr 1985 in Betrieb genommene und im normalen Reisezugverkehr eingesetzte Wagen wurde im Mai 1992 zu einem "Dienstwagen". Seit diesem Zeitpunkt trägt er deshalb auch die Bezeichnung X mit der neuen Fahrzeugnummer 60 85 99-90 108-9 und ist für SBB Messtechnik im Einsatz.
Eine weitere grosse Veränderung hat dann der Wagen ab 2013 erfahren, als er im SBB Industriewerk Biel/Bienne zum Funkmesswagen 12 umgebaut wurde. Die bereits seit Mai 1992 geltende Bezeichnung X 60 85 99-90 108-9 wurde hingegen beibehalten. Der Wagen ist mit Messempfängern, Testgeräten für Mobilfunk, Messantennen und Computern ausgestattet und Systeme zur Messung von PMR und GSM(-R)-Anwendungen installiert.
Am 14. Januar 2014 fand dann die Premierenfahrt mit dem neuen SBB Funkmesswagen auf der Neubaustrecke zwischen Bern und Olten statt. Dabei wurde in erster Linie einmal das Laufverhalten des Wagens mit V max. 200 km/h kontrolliert und Messungen im Testmodus vorgenommen. Der Mewa12 hatte damals noch eine provisorische Zulassung und die definitive Zulassung nun Ende März 2014 erhalten. Der ältere Funkmesswagen (97) wird aber weiterhin im Einsatz bleiben und so ist vorgesehen, dass etwa während den nächsten vier Jahren mit beiden Wagen produktive Messungen vorgenommen werden. Dies unter anderem auch im Hinblick auf die Eröffnung des Gotthard-Basis Tunnels. Die technische Ausrüstung der beiden Wagen ist identisch. Ebenso steht dem älteren Funkmesswagen in diesem Jahr noch eine Revision bevor, bei welcher er während rund 8 Wochen nicht zur Verfügung stehen wird.
Für die Messfahrten wird der Mewa 12 (wie auch schon der ältere Wagen) jeweils im Verbund in einem Pendelzug eingesetzt. So ist ein effizienter betrieblicher Einsatz gewährleistet ohne dass ein Lokwechsel vorgenommen werden muss. Dies bedingt nebst dem Einsatz einer Streckenlok ebenso einen Steuerwagen am anderen Zugsende. Je nach Bedarf und Geschwindigkeit sind auch noch zusätzliche "Bremswagen" in diesen Zugsverbund einzureihen. Diese dienen dann einzig und alleine dafür, dass die erforderliche Bremsreihe erreicht werden und der Zug beispielsweise auch mit V max. 200 km/h ohne Einschränkungen verkehren darf.
Die offizielle Einweihung des Funkmesswagen 12 fand am 25. April 2014 im Bahnhof Bern statt. Anschliessend folgte die Einweihungsfahrt mit einer historischen Lokomotive (Ae 4/7 10976 von SBB Historic) von Bern nach Biel/Bienne und zurück. Auf dieser Fahrt hatten die geladenen Gäste die Gelegenheit den neuen Funkmesswagen kennenzulernen.
Der SBB Funkmesswagen (Mewa12) am 14.Januar 2014
bei einer Testfahrt auf der Neubaustrecke Bern - Olten mit 200 km/h