Die Zukunft auf einer Linie: Heute fiel der Startschuss für die Innovationslinie 109 in
Hamburg. Zum ersten Mal geht damit in Deutschland eine Bus-Linie in den Fahrgastbetrieb,
die ausschließlich durch Busse mit innovativen Antriebstechnologien bedient
werden soll. Verschiedene Typen von modernen und umweltfreundlichen Zukunftsbussen
können unter identischen Rahmenbedingungen auf der Bus-Linie 109 getestet,
verglichen und wissenschaftlich bewertet werden. Den Startschuss gaben
Olaf Scholz, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Verkehrssenator
Frank Horch, HOCHBAHN-Chef Günter Elste sowie Vertreter des Bundesverkehrsministeriums,
des Bundesumweltministeriums und der Fahrzeugindustrie.
• Innovative Antriebstechnologien im realen Vergleichstest Foto: Marcel Manhart
• Weltpremiere des neuen Batterie-Brennstoffzellenbusses von Solaris
• Hamburgs Ziel: Ab 2020 nur noch emissionsfreie Busse anschaffen
Weltpremiere auf wichtiger innerstädtischer Verbindung
Die Innovationslinie 109 startet am neuen Elektrobus-Terminal in der Nähe des
Hamburger Hauptbahnhofs, fährt parallel zur Alster und dann in nördlicher Richtung bis
zur Endhaltestelle in Alsterdorf. Dabei durchfährt sie zum Teil dicht besiedelte
innerstädtische Wohn- und Arbeitsquartiere. Mehr als 15 000 Fahrgäste nutzen
werktäglich diese wichtige Hamburger Bus-Linie. Mit einer Länge von rund zehn
Kilometern ist die Strecke zudem gut geeignet für eine verlässliche, weitgehend
elektrische Bedienung mit den Elektro-Hybridbussen (Plug-in-Technologie).
Neben den Elektro-Hybridbussen von Volvo kommen die in Hamburg schon sehr
bekannten Brennstoffzellenhybridbusse von Mercedes-Benz und diesel-elektrischen
Hybridbusse zum Einsatz. Als Referenzfahrzeuge für den wissenschaftlichen Vergleich
mit den eingesetzten innovativen Fahrzeugen werden auch gezielt konventionelle
Dieselbusse auf der Linie verkehren. Seine Weltpremiere wird auf der Innovationslinie
109 das neueste Modell von Solaris – der Batteriebus mit Brennstoffzelle als RangeExtender
– haben. Der Gelenkbus Solaris Urbino electric verbindet die Batterietechnologie mit der Brennstoffzellen-/Wasserstofftechnologie. Vom Einsatz dieses Busses verspricht sich die HOCHBAHN noch mehr Flexibilität bei der Nutzung innovativer Antriebstechnologien.
Olaf Scholz: „Die Innovationslinie in Hamburg wird uns wichtige Erkenntnisse bringen,
um die Entwicklung umweltfreundlicher und ressourcenschonender Busse zu
beschleunigen. Das Ziel, ab 2020 nur noch emissionsfreie Busse anzuschaffen, wird
damit greifbar. Wir freuen uns über die gute Kooperation zwischen der Industrie und der
HOCHBAHN, die auch in diesem Projekt zum Ausdruck kommt. Damit ist Hamburg ein
sehr gutes Entwicklungslabor für moderne Antriebstechnologien im Busbereich.“
Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium betonte anlässlich des
Startschusses der Innovationslinie: „Zu zukunftsfähiger Mobilität gehört auch ein
umweltfreundlicher und attraktiver ÖPNV. Verkehrsunternehmen haben es in der Hand,
mit der Wahl ihrer Fahrzeuge einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und
dabei gleichzeitig die Luftqualität in den Städten zu verbessern sowie den Verkehrslärm
zu reduzieren. Mit der Innovationslinie 109 ist die Hamburger Hochbahn AG ein Vorreiter
bei der Nutzung innovativer und sauberer Busantriebe. Insbesondere vor dem Hintergrund des von der Bundesregierung gerade verabschiedeten Klimaaktionsprogramms
2020 freue ich mich, dass die Förderung des Bundesumweltministeriums zu diesem
interessanten und zukunftsweisenden Projekt beiträgt.“
Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium: „Ein gut funktionierender
ÖPNV ist Garant für eine nachhaltige und moderne Stadtmobilität. Durch den Einsatz
innovativer, leiser und emissionsarmer Technologien können wir die Attraktivität des
Angebots noch einmal deutlich steigern. Das Bundesverkehrsministerium fördert
deshalb den Einsatz innovativer Antriebe für Stadtbusse und die Integration neuer
Technologien in die Fahrzeugflotten der Verkehrsbetriebe im Praxistest. Alleine für den
Einsatz innovativer Bus-Antriebssysteme in Hamburg haben wir uns seit Beginn der
letzten Legislaturperiode mit mehr als zehn Millionen Euro engagiert. Insgesamt fördern
wir die Elektromobilität in Hamburg mit über 41 Millionen Euro. Unsere bundesweiten
Modellprojekte haben gezeigt, dass sich der Busverkehr im ÖPNV für die
Elektromobilität gut eignet und bei den Nutzern positiven Anklang findet. Ich freue mich,
dass sich nun auch die Hamburger auf der Innovationslinie 109 von den Vorteilen dieser
neuen Technologien überzeugen können. Die Linie hat das Zeug zum Zukunftsmodell.“
Günter Elste: „Mit der Innovationslinie 109 haben wir eine innerstädtische Linie von
rund zehn Kilometern Länge ausgesucht, um eine gute Basis zu haben, die
verschiedenen Technologien unter identischen Rahmenbedingungen zu testen.
Gleichzeitig ermöglicht der konzentrierte Einsatz auf einer Linie, dass die innovativen
Antriebstechnologien auch stärker wahrgenommen werden können. Damit demonstrieren
wir auch, was wir mit elektrischen Antrieben erreichen wollen und können – eine
höhere Lebensqualität in der Stadt.“
Umweltfreundliche HOCHBAHN-Flotte wird weiter ausgebaut
Mit den neuesten Fahrzeugen baut die HOCHBAHN ihre Flotte mit innovativ
angetriebenen Bussen konzernweit auf insgesamt 65 Fahrzeuge aus. In Kürze sollen
noch zwei weitere Elektro-Hybridbusse von Volvo, ein weiterer Batteriebus mit
Brennstoffzelle sowie perpektivisch drei reine Batteriebusse hinzukommen.
Die HOCHBAHN setzt damit den Weg in Richtung Elektromobilität konsequent fort.
Neben den positiven Effekten wie geringere Schadstoff- und Lärmemissionen weisen die
eingesetzten Fahrzeuge auch einen direkten Nutzen für den Fahrgast auf. So zeichnen
sich die rein elektrisch betriebenen Fahrzeuge dadurch aus, dass sie auch im Innenraum
deutlich leiser als konventionelle Dieselbusse sind und sehr fahrgastfreundlich ohne
Ruckeln beschleunigen.
Relevante Antriebstechnologien im Vergleichstest
Gustav Tuschen, Leiter Entwicklung Daimler Buses: „Mit der Innovationslinie 109 zeigt
sich Hamburg ein weiteres Mal als Triebfeder für den technischen Fortschritt im
Busbereich. Die HOCHBAHN hat dabei auch umfassende Erfahrungen mit den
Brennstoffzellenbussen von Mercedes-Benz gesammelt. Wir freuen uns, dass die
aktuelle Generation, der Mercedes-Benz Citaro FuelCELL-Hybrid, bei der Erprobung auf
der Innovationslinie dabei ist. Diese Busse fahren emissionsfrei, flüsterleise und
ressourcenschonend. Dabei haben sie eine Flexibilität ähnlich dem Dieselbus, da sie
ihren Strom direkt an Bord selbst erzeugen. Wir sind sicher, dass die
Brennstoffzellenbusse von Mercedes-Benz in der nächsten Entwicklungsstufe auch bei
Verbrauch, Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit dem Dieselbus immer näher kommen.“
Olof Persson, Präsident und Vorstandsvorsitzender der Volvo Gruppe: „Wir freuen uns,
dass unsere neuen Elektro-Hybridbusse auf der Innovationslinie 109 fahren werden. Für
uns stellen die Elektro-Hybridbusse den aktuellen Höhepunkt unserer erfolgreichen
Kooperation mit der Hamburger Hochbahn AG dar. Zusammen haben wir ein
gemeinsames Ziel erreicht, den ÖPNV effizienter, leiser und nachhaltiger zu gestalten.
Wir werden unsere Zusammenarbeit hier in Hamburg mit umweltfreundlichen,
geräuscharmen Fahrzeugen fortsetzen.“
Dr. Dariusz Michalak: „Der neue Solaris Urbino electric ist ein Batteriebus mit
Brennstoffzelle. Die Batterien sind die hauptsächliche Energiequelle. Sie werden
kontinuierlich durch die Brennstoffzelle nachgeladen. Dies ermöglicht einen
durchgehenden Tageseinsatz ohne Nachladen oder Betankung. Wir freuen uns, als
mittelständisches Familienunternehmen die HOCHBAHN und die Freie und Hansestadt
Hamburg in ihren Klimazielen zu unterstützen. Mit seiner Länge von 18,75 Metern bietet
der Solaris Urbino electric eine Perspektive für den Einsatz emissionsfreier Busse auch
auf stark nachgefragten Buslinien.“
Martin Schmitz, Geschäftsführer Technik des Verbandes Deutscher
Verkehrsunternehmen e.V. (VDV): „Der Einsatz von Elektrobussen im deutschen ÖPNV
entwickelt sich stetig: Inzwischen gibt es bundesweit rund 20 Projekte, weitere werden in
den kommenden Monaten folgen. Die Innovationslinie der HOCHBAHN nimmt dabei
sicherlich eine besondere Stellung ein, denn nirgendwo sonst gibt es einen vergleichbar
umfangreichen Fahrzeugtest unter realen Bedingungen. Die HOCHBAHN zeigt damit
stellvertretend für die gesamte Branche, wie ernsthaft und nachhaltig unsere
Unternehmen diese neue Technologie auf ihre Alltagstauglichkeit prüfen.“
Auswertung mit wissenschaftlicher Begleitung
Mit dem Betrieb der Innovationslinie will die HOCHBAHN gemeinsam mit den Herstellern
Erkenntnisse sammeln, wie sich die einzelnen Technologien in spezifischen
betrieblichen Zusammenhängen darstellen. Dabei spielen unter anderem
Energieverbrauch, Verfügbarkeit der Fahrzeuge und Emissionseinsparungen eine
wichtige Rolle. Die Evaluation des Testbetriebs auf der Innovationslinie 109 erfolgt nach
mit der Industrie abgestimmten Kriterien. Die Bewertung wird zusätzlich durch das
Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme auditiert. Aber auch die
Fakultät Technik und Information der Hochschule für Angewandte Wissenschaften
(HAW) in Hamburg unterstützt die Bewertung. Die Erkenntnisse des Testbetriebs auf der
Innovationslinie 109 sollen in künftige Investitionsentscheidungen einfließen.
Der Startpunkt der Innovationslinie 109 liegt im Zentrum der Hansestadt. In östlicher
Verlängerung des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) hat die HOCHBAHN ein neues
Elektrobus-Terminal errichtet. Dieses wird in der Endausbaustufe 2015 Platz für bis zu
zwölf Busse bieten. Hier ist auch die Ladeinfrastruktur (zwei Lademasten mit
Pantografen und Trafohaus) für die Elektro-Hybrid- und Batteriebusse untergebracht.
Die Stromversorgung erfolgt durch das Unterwerk der U3 Hauptbahnhof Süd. Zwei
weitere Lademasten stehen an der Endhaltestelle der Innovationslinie 109 in AIsterdorf.
Die innovativen Busse werden an der auffälligen Außengestaltung unter dem Motto
„Unser Antrieb für Hamburg. HOCHBAHN VisionAir“ zu erkennen sein. Weiterführende
Informationen zur Antriebstechnologie des jeweiligen Fahrzeugs erhalten die Fahrgäste
im Innenraum.
Förderung durch den Bund
Die Ladeinfrastruktur für die Innovationslinie 109 wurde vom Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) im Rahmen des
Förderprogramms „Erneuerbar Mobil“ gefördert. In diesem Programm werden auch die
Erprobung der Plug-in-Hybridbusse sowie der noch zu beschaffenden Batteriebusse mit
weiteren Zuwendungen unterstützt. Das BMUB hat zudem die Beschaffung der dieselelektrischen
Hybridbusse im Rahmen der „Nationalen Klimaschutzinitiative“ gefördert.
Die Brennstoffzellenhybridbusse sowie die Batteriebusse mit Brennstoffzelle als Range
Extender sind Bestandteil der Förderaktivitäten des Bundesministeriums für Verkehr und
Digitale Infrastruktur (BMVI) im „Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und
Brennstoffzellentechnologie“.
Kommentar schreiben